Frau Dr. Carola Riedner ist onkologisch-verantwortliche Ärztin mit einer Zusatzausbildung in Psychotherapie und hat von 1998 bis 2002 bei der Begründerin der modernen Psycho-Onkologie, Prof. Jimmie Holland in New York gelernt und gearbeitet. Seitdem widmet sie sich der hausarztzentrierten Versorgung mit psycho-onkologischem Schwerpunkt und der palliativmedizinischen Beratung und Betreuung. Sie ist ehrenamtlich Leiterin eines Hopizdienstes.
Frau Dr. Riedner, woran erkenne ich, dass ich unter einer Angststörung leide?
Wenn die Ängste zur Belastung werden, durch körperliche Symptome wie Herzrasen, Druck auf der Brust , Engegefühle im Hals Bereich, innere Unruhe oder Getrieben sein und wenn die Ängste zu Vermeidungsverhalten führen.
Kann man bei Progredienzangst von einer Angsstörung sprechen?
Viele Menschen sehen sich im Laufe ihres Lebens mit einer schweren, teilweise auch chronischen körperlichen Erkrankung konfrontiert wie z.B. Krebs. Die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung oder deren Folgen wird als Progredienzangst bezeichnet. Diese zunächst normale Angst kann so stark werden, dass sie selbst zur Belastung wird und die Lebensqualität beeinträchtigt.
Was raten Sie konkret Krebspatienten, die unter Progredienzangst leiden?
Je nach schwere der Beeinträchtigung entweder eine psychoonkologische Psychotherapie im Einzelkontakt oder ein sehr gutes Gruppenangebot, organisiert von der IFT-Psychotherapeutischen Ambulanz.
Was kann ich tun, wenn ich vor allem Nachts unter Ängsten und Gedankenkreisen leide?
Ausreichendes Gehen an der frischen Luft Tagsüber (10.000 Schritte täglich) und lernen mit den Gedanken anders umzugehen durch Mediationsübungen.
Ist es möglich eine Angststörung zu „heilen“ und wieder vollständig angstfrei zu werden, oder ist eine Angststörung in gewisser Weise chronisch?
Angst ist ein wichtiges und zu uns allen dazugehörendes Gefühl. Angstfrei wäre Lebensgefährlich und nicht erstrebenswert. Es geht darum nicht mehr durch die Ängste belastet zu sein. Also aus der Angststörung wieder in die Angst zu kommen.
Kann man eine Angststörung alleine bewältigen, oder ist es immer ratsam sich psychologische Hilfe zu suchen?
Wie gesagt, das hängt von der Schwere der Belastung durch die Angststörung ab. Wenn es zu Vermeidungsverhalten gekommen ist aufgrund der Angststörung spätestens dann muss die Person sich professionelle Hilfe holen.
Ist eine Angststörung mit einer Depression gleichzusetzen?
Nein das ist was völlig unterschiedliches, aber es gibt eine Mischbild aus beidem.
Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf unsere Psyche und was kann ich aktiv für meine psychische Gesundheit tun?
Die Pandemie ist auch eine Krise und hier eine weltweite Krise. Sie löst vor allem auch Ängste aus und Belastungen durch die Maßnahmen. Es ist sehr wichtig an seinen Ressourcen zu arbeiten, wie z.B. tägliches Spazierengehen oder Meditieren.
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