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Pass the Mic - AUGENBLICK von Michelle Schreier

... Nur bekannte Fußspur'n im klein'n
Flecken Sand zwischen den tausend kantigen Stein'n
Dieser Ort ist nicht zum Geh'n gemacht
Hier muss man bleiben, ja, hier muss man bleiben
Hier ist der Seegang erträglich.... 
... Die Songzeilen spielen in meinem Kopf während ich die Zeilen grade schreibe. Ich sitzt grade bei meiner vierten Chemotherapie.. Bzw Antikörpertherapie... Das Lied heißt übrigens - Der Mann und das Meer.. Is von Fynn Kliemann. Für diejenigen die ihn nicht kennen sollten. Aber dann habt ihr übrigens etwas verpasst.. Just saying Friendos. Ihr wisst schon das ihr euch das jetzt anhören solltet? - aber bevor ich von meinem eigentlichen Thema vollends abdrifte, komm ich mal wieder zurück zum Ursprung... Wer mir auf instsgram folgt der hat vielleicht mitbekommen das es bei mir mittlerweile soweit ist, dass sich meine Haare verabschieden. Ich hab mir mal ein paar Gedanken gemacht. Nicht über die Haare direkt, sondern eher darüber was es für mich oder auch andere bedeutet die Haare zu verlieren. Auch ein bisschen im gesellschaftlichen Aspekt. Versteht ihr? 
 
Ich mache mir viele Gedanken im Moment, immerhin seh ich bald aus wie Vin Diesel oder Bruce Willis. Und nein ich habe keinen Hang zur Dramatik oder Übertreibung. Worauf ich hinaus will ist, dass ab dem Zeitpunkt an dem ich die Glatze trage.. (unabhängig davon ob ich sie mir vorzeitig abrasiere oder ob meine Haare von selbst ausfallen...) ich mich im Spiegelbild sehen werden und realisieren muss - ok. Du bist krank. Versteht mich nicht falsch ich weiß ich habe nicht nur eine Erkältung. Nur dieser Tumor in meiner Brust oder die kleinen Metastasen, die sehe ich nicht. Ich weiß sie existieren.. Aber sie sind N I C H T greifbar. Und da liegt der springende Punkt. Es wird greifbar... Es ist greifbar..zum Beispiel das ich einzelne Haarsträhnen in meiner Hand halte. Es ist da. Und es macht Angst. Aber warum macht es mir genau Angst? Macht es mir Angst weil es unbekannt ist? Macht es mir Angst weil I C H nun sehe das ich krank bin? Macht es mir Angst weil ab jetzt alle A N D E R E N sehen können das ich krank bin? Macht es mir Angst W A S andere denken? Wie andere Menschen schauen? Oder was sie sagen? Was macht mir Angst? Ich glaube ein bisschen von allem. .. Eine Frau hat Haare. Bestenfalls lang. So das gängige Vorstellungsbild. Glaubt ihr nicht? Lasst mal ein Kind eine Frau malen.. Es wird ein Langhaarmädchen rauskommen.. Aber ist diese Angst rational? Macht es denn Sinn Angst zu haben? Was wäre denn so schlimm daran das man sieht das ich krank bin? Und - was würde ich denn denken wenn ich eine junge Frau mit Glatze sehe? Denke ich da überhaupt automatisch an Krankheit? Oder denke ich automatisch an Schwäche oder ähnliches? Oder sehe ich vielleicht eine junge Frau mit Glatze und denke an Stärke?... Vielleicht denke ich auch an Krankheit... Aber im negativen Sinne? Wie lang würde ich mich denn mit dem Gedanken an die Frau beschäftigen? 1 Minute? Oder 2?.... Mehr wahrscheinlich nicht...Ist also meine Angst wirklich begründet? Hemmt sie mich?... Ich denke darüber nach was die A N D E R E N noch denken könnten... Vllt denken sie ja wirklich :'wow die Glatze steht aber der Frau'.... oder: 'ob das wohl trend ist?'... oder auch: 'vielleicht ist das eine Friseurin'...versteht ihr was ich meine? Wir gehen sehr oft vom schlimmsten aus, dabei wissen wir nicht ob es wirklich so ist. Wir tun uns damit keinen Gefallen... Ja es ist scheiße eine Glatze zu haben, ja es wird bestimmt V I E L geredet.... Aber wie lange? 2 Tage? Eine Woche?... Maximum. Dann passiert im Dorf das nächste Drama und man wird uninteressant. So ist es mit allem. Wieso interessiert es uns was das Paar im Restaurant gegenüber von uns denken könnte? Was hab ich davon.. Ich weiß es ist schwer sich von dieser Denkweise zu lösen und es wird mir meine Haare nicht zurückbringen...Aber vielleicht bringt es mir etwas Stärke und Lebensqualität wenn ich lernen kann die Dinge für mich anzunehmen und mich nicht dafür zu interessieren was die Gesellschaft denken, machen oder sagen könnte. Denn die Gesellschaft sieht mich auch nur einen Augenblick ihres lebens. Und auch meines Lebens. Und deshalb möchte ich mich wegen solchen Belanglosigkeiten nicht einschränken müssen.. 
 
Es ist mein Leben... Und ich kenne die Gesellschaft nicht...Und die Gesellschaft kennt mich auch nicht. Also... 
Denkt mal einen A U G E N B L I C K drüber nach.... Ach ja, und während ihr darüber nachdenkt, sammel ich mal ein paar Inspirationen für seltsame Frisuren a la Prinz Eisenherz und ähnliche Kaliber, die ich mir am Tag des abrasierens auf  G A R  K E I N E N  F A L L entgehen lassen werde! So bis bald ihr Lieben, "ich weiß ja nicht ob sie es wussten"..  aber ich flack mich dann jetzt auf meinen Divan! - Rüdiger Hoffmann - Späßle!
 
 
Von Michelle Schreier @howtogetawaywithcancer

48 Kommentare

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